Albert Speer (…) wurde 1934 als Sohn von Hitlers Baumeister und Rüstungsminister Albert Speer geboren. Nach einer Schreinerlehre studierte er Architektur in München. 1964 gründete er sein Büro für Stadt-und Regionalplanung in Frankfurt. AS+P Albert Speer + Partner GmbH ist mit heute knapp 200 Mitarbeitern für Stadt- und Verkehrsplanungen, Wohnviertelarchitektur und sportliche Großereignisse über Europa hinaus bekannt. Speer gewann Preise und erhielt Ehrendoktorwürden, sein Name ist etwa mit dem Frankfurter Museumsufer, der Hannover-Expo 2000 oder der Allianz-Arena in München verbunden. Er lehrte Raum- und Umweltplanung. Für die wissenschaftliche Weiterentwicklung von Architektur und Stadtplanung erhielt er 2006 das Bundesverdienstkreuz.
Er hatte sich (…) vom übermächtigen Schatten seines Vaters, des Rüstungsministers und Architekten von Adolf Hitlers Monumentalbauten, befreit. Stadtplanung setze keine Denkmäler, sondern betrachte Städte als komplexe und lebende Organismen, lautete sein Credo.
Mit seinem Anliegen, Städte für Mensch und Umwelt verträglich und nachhaltig zu planen, setzte Albert Speer Junior die baumeisterliche Tradition seiner Familie fort, ohne in die Fußstapfen seines Vaters treten zu müssen. „Es wurde oft geschrieben, ich hätte mich bewusst vom Vater absetzen wollen. Aber das war nicht so. Ich wusste, dass meine Stärken nicht bei der Architektur lagen.“ Sein Vater habe nie verstanden, worum es bei nachhaltiger Stadtplanung gegangen sei.
Später erfuhr Speer, dass der Vater dennoch stolz gewesen sei, als er in der Haft in Berlin-Spandau von den Preisen erfahren habe, mit denen der Sohn seit seinem ersten gewonnenen Wettbewerb 1964 in Ludwigshafen ausgezeichnet wurde. Stadtplanung habe den Vater dennoch nie interessiert, schon gar nicht, warum man sich mit Flächennutzungsplänen und Bürgereinsprüchen auseinandersetzen oder bei Bauämtern vorsprechen müsse, um lebenswerte Städte bauen zu können. „Das war nicht seine Welt.“ Aber es sei eine, auf die es heute überall ankomme.
von Johnny Erling, Auszug aus: Die Welt, 3.11.2013